Die zitierten Umfrageergebnisse sowie die daraus abgeleiteten ADFC-Forderungen sind vor dem Hintergrund aktueller Erhebungen des Statistischen Bundesamts (Destatis) zu sehen. So kamen 2022 rund 25.800 Kinder unter 15 Jahren bei Unfällen im Straßenverkehr zu Schaden. Das waren 16 % mehr als im Vorjahr, allerdings auch 8 % weniger als 2019. Die Zahl der getöteten Kinder stieg 2022 gegenüber 2021 von 49 auf 51. Im Schnitt wurde im vergangenen Jahr alle 20 Minuten ein Kind bei einem Verkehrsunfall verletzt oder getötet.
Heute sind der Mensch (anders als die FDP suggerieren will, nicht gleichzusetzen mit Autofahrerinnen und -fahrern) und das Gemeinwohl ins Zentrum einer zukunftsgerichteten und klimagerechten Verkehrspolitik zu stellen. Ein modernes Straßenverkehrsgesetz (StVG) muss also nachhaltigen Mobilitätsformen wie dem Rad- und Fußverkehr sowie dem öffentlichen Personenverkehr Vorrang einräumen – und nicht wie bislang dem Kfz-Verkehr. Ob dies im Großen gelingen wird, scheint allerdings fraglich. Im Bundeshaushalt wurden die Mittel für den Radverkehr von 1 Milliarde auf 400 Millionen Euro gekürzt.
Auch im Kleinen, also hier vor Ort, gibt es Parteien, die die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben. Liebe Verdener FDP-Ratsfraktion, es reicht nicht aus, nur gegen etwas zu sein – im konkreten Fall gegen die von den Grünen angestrebte Umwidmung der Verdener Windmühlenstraße in eine Fahrradstraße. Das Beharren auf dem Status Quo – eine Verkehrspolitik, die den Autoverkehr in den Fokus stellt – ist aus Sicht des ADFC-Kreisverbands rückwärtsgewandt und anachronistisch. Der ADFC würde sich daher über zielführende, reflektierte und konstruktive Ideen der FDP zur Verbesserung der Verkehrssicherheit freuen – inbesondere dazu, wie Kinder und Jugendliche sicher zu Fuß oder mit dem Rad zu ihren Schulen gelangen. Es gilt, rasch sachgerechte Lösungen zu finden, worunter aus ADFC-Sicht Elterntaxis ausdrücklich nicht fallen.